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Gin Guide: Von London Dry bis Craft Gin - Die Essenz der Wacholderspirituose

Gin ist eine vielseitige Spirituose, die seit Jahrhunderten genossen wird. Er wird durch die Destillation von Getreide und die Zugabe von pflanzlichen Stoffen wie Wacholderbeeren hergestellt, um ihm seinen einzigartigen Geschmack zu verleihen. Heutzutage wird Gin auf der ganzen Welt getrunken, und es gibt unzählige verschiedene Arten und Stile, aus denen man wählen kann.
Egal, ob Sie ein erfahrener Gin-Kenner sind oder gerade erst anfangen, die Welt des Gins zu erkunden, es ist für jeden etwas dabei. Vom klassischen London Dry Gin bis zum modernen New Western Gin gibt es für jeden Geschmack den richtigen Gin.

Was ist Gin?

Gin und besonders der Longdrink Gin Tonic haben in den letzten Jahren eine Art Revival gefeiert und gehören heute zu den gefragtesten Drinks an einer Bar. Er ist wichtiger Bestandteil einiger Cocktails, kann aber natürlich auch pur genossen werden. Es handelt sich bei Gin um eine klare Spirituose (Ausnahme Sloe Gin) deren wichtigster Bestandteil Wacholder ist. Ein Gin muss in Deutschland einen Mindestalkoholgehalt von 37,5% Volumenprozent Alkohol aufweisen, es kann zum Teil aber deutlich mehr werden. Die Zutaten des Wacholderschnapses werden Botanicals genannt. Neben Wacholder und vor allem auch Koriander kann ein Gin sehr viele weitere Botanicals enthalten, was zu einer großen Auswahl an Spirituosen mit recht unterschiedlichen Geschmacksprofilen führt. Die genauen Zutaten eines Gins werden daher von einigen Herstellern streng geheim gehalten. Weitere beliebte Botanicals sind etwa Orangenschalen, Muskat oder Ingwer, Kümmel, Anis, Zimt, aber auch Lakritze, Lavendel oder Kardamom. Der beliebte Gin Monkey 47 trägt die Anzahl Botanicals (47) sogar in seinem Namen.

Woher kommt Gin?

Die Geschichte des Gins geht bis in das 17. Jahrhundert zurück. Die erste Erwähnung stammt von einem deutschen Arzt, der über einen in den Niederlanden aus Wacholder hergestellten Schnaps namens „Genever“ berichtete. Ihm wurden damals heilende Kräfte zugesagt. Dies und der rege Handel der Niederländer sorgte dafür, dass er sich schnell in Europa verbreitete. Es waren dann wohl aber Soldaten, die den Schnaps nach Großbritannien brachten, wo er schließlich seinen heutigen Namen „Gin“ erhielt.

Wie wird Gin hergestellt?

Gin ist eine Spirituose, die durch Destillation einer neutralen Getreidespirituose mit pflanzlichen Stoffen, in der Regel eine Kombination aus Wacholderbeeren und anderen Kräutern, Gewürzen und Früchten, hergestellt wird. Der Prozess der Gin-Herstellung umfasst mehrere Schritte, darunter Mazeration, Destillation und Mischen.

Mazeration: Im ersten Schritt werden die pflanzlichen Stoffe in einen Pot Still oder eine Column Still gegeben und in neutralem Getreidebrand ziehen gelassen. Die Spirituose wird in der Regel erhitzt, um die Geschmacksstoffe und Aromen aus den Pflanzen zu extrahieren. Die Dauer der Mazeration kann je nach Rezeptur und dem gewünschten Geschmacksprofil des Gins variieren. Manche Destillateure lassen die pflanzlichen Stoffe nur wenige Stunden mazerieren, während andere sie mehrere Tage oder sogar Wochen lang ziehen lassen.

Destillation: Nach dem Mazerationsprozess wird die Mischung destilliert. In einem Destillierapparat wird die Mischung erhitzt, bis sie verdampft, und dann wird der Dampf wieder in eine flüssige Form kondensiert. Durch diesen Prozess werden Verunreinigungen aus dem Gemisch entfernt und die Geschmacks- und Aromastoffe der Pflanzen konzentriert. Column Stills hingegen werden eher in großen kommerziellen Brennereien zur Herstellung von Gin verwendet. In einer Destillierkolonne wird die Mischung erhitzt und verdampft, während sie eine Reihe von Platten oder Böden durchläuft, was dazu beiträgt, den Geschmack und das Aroma des Gins zu verfeinern.

Mischen: Nach dem Destillationsprozess wird der Gin in der Regel mit Wasser gemischt, um ihn auf den gewünschten Alkoholgehalt zu bringen. Einige Destillateure fügen in dieser Phase je nach Rezeptur auch andere Aromen oder Süßstoffe hinzu.

Einer der wichtigsten Bestandteile von Gin sind Wacholderbeeren. Diese Beeren verleihen dem Gin seinen unverwechselbaren Geschmack, und sie müssen von hoher Qualität sein, um ein einheitliches Geschmacksprofil im Endprodukt zu gewährleisten. Weitere übliche Zutaten (Botanicals genannt) für die Gin-Herstellung sind Koriander, Angelikawurzel, Iriswurzel, Zitrusschalen sowie verschiedene Kräuter und Gewürze. Das genaue Rezept und die Kombination der bei der Gin-Herstellung verwendeten Pflanzen können je nach Brennerei und gewünschtem Geschmacksprofil stark variieren.

Gin kann auch nach dem Herstellungsverfahren klassifiziert werden. London Dry Gin zum Beispiel wird nur mit natürlichen Aromen hergestellt und darf keine Süßstoffe enthalten. Destillierter Gin hingegen kann zugesetzte Aromastoffe oder Süßstoffe enthalten. Andere Gin-Arten sind Old Tom Gin, der etwas süßer ist als London Dry Gin, und Genever, eine Art holländischer Gin, der aus einer gemälzten Getreidemaische hergestellt wird.

Insgesamt ist die Herstellung von Gin ein komplexer Prozess, der Geschick und Fachwissen erfordert, um ein hochwertiges Endprodukt zu erhalten. Von der Auswahl der richtigen Botanicals bis zur sorgfältigen Überwachung des Destillationsprozesses ist jeder Schritt entscheidend für die Herstellung eines Gins mit unverwechselbarem Geschmack und Aroma.

Welche Botanicals findet man neben dem Wacholder noch im Gin?

Gin kann mit einer Vielzahl von verschiedenen Botanicals erzeugt werden. Die Anzahl der Botanicals kann sehr hoch werden. Der Monkey 47 etwa trägt diese sogar in seinem Namen. Einzig der Wacholder muss immer enthalten sein. Einige klassische Botanicals sind:
  • Koriander
  • Angelikawurzel
  • Zitrusschalen (oft von Zitrone oder Bitterorange)
  • Kardamom
  • Kubebenpfeffer
  • Veilchenwurzel

Welche Arten von Gin gibt es?

Wer schon einmal in einem Laden vor dem Regal stand, um sich einen Gin auszusuchen weiß, es gibt eine Reihe von verschiedenen Gin Sorten. Wie sich ein Gin nennen darf unterliegt dabei häufig sehr strengen Regeln.

Dry Gin

Der Dry und der London Dry Gin sind die wohl beliebtesten Ginsorten. Wie man aus dem Namen schließen kann, handelt es sich dabei um trockenen Gin. Bei einem Dry Gin ist die Wacholder Note besonders stark ausgeprägt. Im Gegensatz zu einem London Dry Gin ist es bei einem Dry Gin erlaubt auch nicht-pflanzliche, sogenannt naturidentische Zutaten zu verwenden. Die Botanicals dürfen zu jedem Zeitpunkt der Destillation zugefügt werden. Unter den Botanicals sind häufig Zitronengras und Orangenschalen zu finden, aber auch Gewürze wie Kardamom und Koriander. Solange die Wacholdernote das Geschmacksprofil dominiert, haben die Produzenten bei der Wahl der Botanicals freie Hand. Zucker darf dieser Sorte nicht zugesetzt werden.

London Dry Gin

Bei dieser Bezeichnung handelt es sich nicht um eine geografische Angabe, der Gin muss also nicht zwingend aus London stammen. Der Name ist historisch bedingt, da diese Ginsorte seinen Ursprung in London hat. Damit ein Gin sich London Dry Gin nennen darf, muss er die strengsten Vorgaben aller Sorten einhalten.
Die Zugabe von künstlichen Aromen ist bei dieser Sorte strengstens verboten. Auch die Zugabe von Zucker ist strengstens limitiert, auf 0,5 Gramm pro Liter. Die tonangebende Note muss auch im London Dry Gin die des Wacholders sein. Häufig wird diese von Ingwer, Koriander oder auch Kardamom begleitet. Die Botanicals dürfen bei einem London Dry Gin nur zu Beginn der Destillation zugegeben werden.
Auch wenn Wacholder immer im Vordergrund steht, so hat doch jeder Hersteller hat sein eigenes Rezept und verwendet andere Botanicals. Dies macht es schwierig ein typisches Geschmacksprofil eines London Dry Gins auszumachen. Bei den Klassikern wie Bombay Sapphire, Gordon’s oder auch Tanqueray sind es aber häufig Zitrusfrüchte und Koriander, welche das Aroma bestimmen. Es sind aber auch exotischere Botanicals zu finden, wie etwa die Baobab Frucht, Löwenschwanz oder Eukalyptus.

Distilled Gin

Als Distilled Gin wird ein Gin bezeichnet, der mindestens zwei Mal destilliert wurde. Alle anderen Ginsorten werden lediglich einmal destilliert. Bei dieser Angabe handelt es sich um ein eindeutiges Qualitätsmerkmale. Ein Dry und ein London Dry Gin fallen übrigens auch in diese Kategorie. Ein Distilled Gin darf nach der zweiten Destillation übrigens aromatisch nicht mehr verändert werden.

Reserved- / Barrel aged Gin

Wie der Namen vermuten lässt wird für diese Sorten Gin (Dry oder London Dry Gin) in Holzfässern gelagert. In diesen Fässern wurden vorher meist andere Spirituosen wie Sherry oder Whisky gelagert. Während der Lagerung lösen sich Aromen aus dem Holz und werden in die Spirituose abgegeben. Der Gin erhält dadurch eine dunklere gelb-bräunliche Farbe und ein größeres und vielschichtiges Spektrum an Aromen.

Plymouth Gin

Bei dieser geographischen Angabe handelt es sich um eine geschützte Namensbezeichnung. Nur Gin der auch tatsächlich im englischen Plymouth hergestellt wurde darf sich so nennen. Es gibt heute nur noch eine Destillerie, die ihn nach dem Originalrezept herstellt, die Blackfriars Destillerie, welche seit 1973 Gin produziert und somit auch die älteste noch produzierende Destillerie Englands ist. Auf dem Label des Plymouth Gin ist das berühmte Segelschiff „Mayflower“ abgebildet, welches 1620 von Plymouth aus in See stach und die Pilgerväter in die Neue Welt brachten.
Der Gin der Blackfriars Destillerie ist vollmundiger als ein gewöhnlicher Dry Gin. Die Wacholdernote ist nicht so stark ausgeprägt, dafür weist er erdige und würzige Noten auf.

Weitere geschützte geografische Bezeichnungen sind „Gin de Mahón“ (Insel Menorca/Spanien) und Vilnius Gin. (Hauptstadt Litauens)

New Western Dry Gin

Ein Gin dieser Bezeichnung weicht in seinem Geschmack häufig recht deutlich von dem eines klassischen Gins ab. Diese Bezeichnung unterliegt nicht den strengen Vorgaben etwa eines Dry Gins. Das erlaubt es den Produzenten kreativer zu werden und eine viel größere Anzahl an verschiedenen Botanicals zu verwenden. Dabei kommen ganz neue Variationen zu Tage, die zwar auch eine vernehmbare Wacholdernote aufweisen, oft aber auch durch ganz andere Aromen dominiert werden. Durch das große Spektrum an verschiedenen Geschmacksprofilen lädt diese Sorte Gin zum Probieren ein und wird häufig pur getrunken.

Old Tom Gin

Hierbei handelt es sich um eine sehr ursprüngliche Variante des Gins. Früher galt Gin als günstige Spirituose der armen Leute. Sie war damals nicht besonders hochwertig und wurde um sie genießbar zu machen mit Zucker versetzt. Old Toms Gin ist häufiger in Bars zu finden, wo er in Cocktails verwendet wird.

Genever

Wie im Teil über die Geschichte des Gins beschrieben ist der Genever sozusagen der Urahn des Gins. Er wird heute hauptsächlich in den Benelux-Ländern produziert und konsumiert. In der Herstellung gibt es einige Unterschiede zum Gin. So wird beim Genever eine Maische aus Getreide mit einem Gin ähnlichen Destillat vermengt. Bei den weiteren Zutaten unterliegt der Genever keinen Restriktionen.

Compound Gin

Bei einem Compund Gin handelt es sich um die wohl einfachste Form Gin. Hier werden die Botanicals lediglich in Alkohol eingelegt und nicht wie bei den anderen Sorten mit gebrannt. Wenn Sie versuchen wollen, zu Hause selber Gin herzustellen werden sie vermutlich diese Variante probieren. Ein Compound Gin ist auch häufig an seiner Farbe zu erkennen. Durch das Einlegen der Botanicals nimmt er auch Farbstoffe von diesen auf und ist daher nicht klar, sondern hat einen gelblichen Farbton.

Sloe Gin

Sloe Gin, oder zu Deutsch Schlehen Gin, erkennt man auf den ersten Blick. Im Gegensatz zum gewöhnlich klaren Gin weist er eine intensiv rote Farbe auf. Wenn man die Regeln streng auslegt, handelt es sich dabei gar nicht um einen Gin, sondern um einen Likör. Er wird aus den Beeren des Schlehdorns und einem London Dry Gin erzeugt. Er hat einen deutlich geringeren Alkoholgehalt von in etwa 30% vol., was weit unter den Mindestanforderungen eines Gins liegt. Durch die süßen Beeren und die Tatsache, dass ihm außerdem Zucker (über 100g pro Liter) zugesetzt wird, ist Sloe Gin auch süßer und fruchtiger als gewöhnlicher Gin. Die Schlehenbeeren haben einen recht hohen Anteil an Bitterstoffen, welche sich auch in geringerer Form im Endprodukt wieder finden. Typisch für Sloe Gin ist daher das Bittermandelaroma. Aber auch hier ist der Geschmack letztendlich von den weiteren Zutaten abhängig. Sloe Gin ist als Zutat für Cocktails äußerst beliebt, kann aber natürlich auch pur genossen werden.
In Deutschland sind neben dem Sloe Gin auch das Schlehenfeuer und der Schlehenlikör bekannt. Diese Likör Sorten werden aber in der Regel nicht mit Gin, sondern mit Wodka hergestellt.

Bekannte Gin Marken

  • Beefeater
  • Bombay Sapphire
  • Bulldog London Dry Gin
  • Finsbury London Dry Gin
  • Gordon’s
  • Hendrick’s
  • Tanqueray
  • uvm.

Beliebte Gin Marken aus Deutschland:

  • Elephant London Dry Gin (Hagen)
  • Ferdinand’s (Saar)
  • Gin Sul (Hamburg)
  • Monkey 47 (Schwarzwald)
  • The Duke (München)
  • Siegfried (Rheinland)
  • Windspiel (Eifel)
  • uvm.

Hätten Sie es gewusst?

  • Gin entstand im 16. Jahrhundert in den Niederlanden und wurde zunächst zu medizinischen Zwecken verwendet, z. B. zur Behandlung von Nierenleiden und Gallensteinen.
  • Der Begriff “Gin” stammt von dem niederländischen Wort “Jenever”, das für Wacholder steht, die wichtigste Pflanze, die zur Aromatisierung von Gin verwendet wird.
  • Im England des 18. Jahrhunderts war Gin als “mother’s ruin” bekannt, weil er im Ruf stand, soziale Probleme und Trunkenheit bei Frauen zu verursachen.
  • Der klassische Gin wurde von der britischen Armee in Indien erfunden, um Chinin, ein bitter schmeckendes Malariamittel, schmackhafter zu machen.
  • Gin wird durch Destillation einer neutralen Spirituose mit pflanzlichen Stoffen hergestellt, zu denen Wacholder, Koriander, Angelikawurzel, Iriswurzel, Zitrusschalen und viele andere Kräuter und Gewürze gehören können.
  • London Dry Gin muss nicht in London hergestellt werden, aber er muss strenge Produktionsstandards einhalten, darunter die ausschließliche Verwendung natürlicher Aromastoffe und der Verzicht auf Süßstoffe.
  • Die älteste noch in Betrieb befindliche Gin-Brennerei der Welt ist Plymouth Gin, die seit 1793 in Plymouth, England, Gin herstellt.
  • Die Gin-Begeisterung im 18. Jahrhundert führte dazu, dass allein in London über 7.000 Gin-Läden entstanden.
  • Im 19. Jahrhundert war Gin die beliebteste Spirituose in den Vereinigten Staaten, sogar beliebter als Whiskey.
  • Der als Martini bekannte Cocktail enthielt ursprünglich Gin, nicht Wodka, als Hauptzutat.

Cocktails mit Gin

Es gibt eine ganze Reihe an beliebten Cocktails und Longdrinks mit Gin. Am bekanntesten ist sicher der Gin Tonic, aber auch Gin Fizz, Gin Basil Smash und der Negroni haben ihre Fans. Die besten Rezepte, Tipps für die Auswahl des richtigen Tonic Water, das ideale Mischverhältnis und mehr finden Sie in unserer Cocktail-Datenbank.

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