Die Wurzeln des Weinbaus in Württemberg reichen bis in die römische Zeit zurück. Bereits im 3. Jahrhundert legten die Römer die ersten Weinberge an den sonnenverwöhnten Hängen des Neckartals an. Archäologische Funde von Weinpressen und Trinkgefäßen aus dieser Epoche belegen die frühe Weinkultur in der Region.
Eine systematische Entwicklung erfuhr der württembergische Weinbau im Mittelalter durch die Klöster. Besonders die Zisterzienser von Kloster Maulbronn spielten ab dem 12. Jahrhundert eine Schlüsselrolle. Sie führten neue Rebsorten ein und perfektionierten die Anbaumethoden. Die von ihnen angelegten Weinbergterrassen prägen bis heute das Landschaftsbild.
Im 16. Jahrhundert erlebte der Weinbau unter Herzog Christoph von Württemberg seine erste Blütezeit. Er erließ 1567 die erste württembergische Weinordnung, die strenge Qualitätsstandards festlegte. Die Region entwickelte sich zu einem der größten Weinbaugebiete Deutschlands, wobei der Schwerpunkt damals noch auf Quantität statt Qualität lag.
Eine dramatische Wende brachte das 19. Jahrhundert: Die Reblaus-Katastrophe vernichtete große Teile der Rebflächen. Aus dieser Krise ging der württembergische Weinbau jedoch gestärkt hervor. Die Winzer schlossen sich zu Genossenschaften zusammen, modernisierten den Weinbau und führten resistente Unterlagsreben ein.
Eine Besonderheit entwickelte sich in dieser Zeit: Die Weingärtnergenossenschaften, lokal auch "Wengerter" genannt, prägten den württembergischen Weinbau nachhaltig. Sie ermöglichten es auch kleinen Weinbauern, qualitativ hochwertige Weine zu produzieren und erfolgreich zu vermarkten.
Die Rebfläche in Württemberg ist heute mit rund 11.400 Hektar die viertgrößte Deutschlands. Die Region hat sich besonders als Rotweingebiet einen Namen gemacht, was historisch auf die Vorliebe der württembergischen Herzöge für rote Weine zurückgeht. Die traditionelle Rebsorte Trollinger, auch als "Schwabensekt" bekannt, entwickelte sich zum Aushängeschild der Region.
Die jüngere Geschichte ist geprägt von einer kontinuierlichen Qualitätssteigerung. Moderne Kellertechnik, bessere Ausbildung der Winzer und die Konzentration auf qualitativ hochwertige Weine haben Württemberg zu einer der dynamischsten Weinbauregionen Deutschlands gemacht.
Das Weinanbaugebiet Württemberg präsentiert sich als faszinierendes Mosaik unterschiedlichster Landschaftsformen. Von den Tauber-Terrassen im Norden bis zum Bodensee im Süden zieht sich ein abwechslungsreiches Band von Weinbergen durch das Land.
Das Herzstück bildet das Neckartal mit seinen charakteristischen Steillagen und Muschelkalkböden. Der Fluss fungiert als wichtige klimatische Lebensader und prägt zusammen mit seinen Nebenflüssen Rems, Enz, Kocher und Jagst die Topografie der Region. Die Weinberge erstrecken sich auf Höhenlagen zwischen 170 und 400 Metern über dem Meeresspiegel.
Die klimatischen Bedingungen sind ideal für den Weinbau:
Die geologische Vielfalt ist beeindruckend:
Diese Vielfalt der Böden und Mikroklimate ermöglicht den Anbau unterschiedlichster Rebsorten. Während die steilen, südexponierten Muschelkalkhänge ideale Bedingungen für kraftvolle Rotweine wie Lemberger bieten, gedeihen in den kühleren Lagen ausdrucksstarke Weißweine. Besonders die traditionelle Rebsorte Trollinger findet in den warmen Tallagen des Neckars und seiner Nebenflüsse optimale Wachstumsbedingungen.
Die spezielle geografische Lage im Regenschatten von Schwarzwald und Schwäbischer Alb schafft ein relatives kontinentales Klima, das dem Weinbau zugutekommt. Die Flusstäler fungieren dabei als natürliche Klimaregulatoren und schützen die Reben vor extremen Temperaturschwankungen.
Das Neckargebiet - Wiege des württembergischen Weinbaus: Entlang des Neckars erstrecken sich imposante Steillagen, die das Herzstück des württembergischen Weinbaus bilden. Die nach Süden ausgerichteten Terrassen mit ihren Muschelkalkböden bieten ideale Bedingungen für charakterstarke Rotweine. Hier finden besonders Trollinger und Lemberger ihre perfekte Heimat. Die steile Hanglage ermöglicht nicht nur optimale Sonneneinstrahlung, sondern auch eine hervorragende natürliche Drainage - beste Voraussetzungen für die Erzeugung kraftvoller, würziger Weine.
Das Remstal - Württembergs Weißweinparadies: Im östlichen Württemberg hat sich das Remstal als exzellente Weißweinlage etabliert. Die sanft geschwungenen Hänge sind von Lössböden geprägt, die den Weinen ihre besondere Note verleihen. Riesling und Weißburgunder erreichen hier eine bemerkenswerte Eleganz. Das milde Mikroklima und die hervorragende Wasserversorgung durch die tiefgründigen Böden schaffen optimale Reifebedingungen für frische, mineralische Weißweine.
Kocher-Jagst-Tauber - Das rote Dreieck: Die Region im Nordosten besticht durch ihre sanft modellierten Hügellandschaften. Lehmböden speichern hier die Wärme optimal und versorgen die Reben gleichmäßig mit Wasser. Diese Bedingungen bringen vollmundige, strukturierte Rotweine hervor. Lemberger und Trollinger entwickeln hier eine besondere Aromatiefe mit würzigen Noten und samtiger Textur.
Württembergisch Franken - Mineralische Finesse: Im Südosten überrascht Württembergisch Franken mit seinem eigenen Charakter. Steile Hanglagen auf kiesigem Untergrund zwingen die Reben zu tiefer Verwurzelung. Das Ergebnis sind Weißweine von bemerkenswerter Mineralität. Besonders Riesling und Weißburgunder profitieren von dieser Bodenstruktur und entwickeln eine ausgeprägte Terroirprägung mit kristalliner Klarheit.
Stromberg - Würzige Charakterweine: Die südwestliche Region um den Stromberg zeichnet sich durch ein bewegtes Relief aus. Die steinigen Böden und das hügelige Terrain fordern die Reben heraus. Diese "Stresssituation" führt zu geringeren Erträgen, dafür aber zu hochkonzentrierten Rotweinen. Lemberger und Trollinger zeigen sich hier besonders würzig und vielschichtig, mit einer markanten Tanninstruktur und langem Nachhall.
Das Weinbaugebiet Württemberg ist bekannt für seine breite Palette an Rebsorten und einzigartigen Weinstilen. Zu den beliebtesten Rebsorten, die in der Region angebaut werden, gehören Trollinger, Lemberger und Riesling. Die Region ist auch für die Herstellung von Rotweinen, wie dem Spätburgunder, und Weißweinen, wie dem Silvaner, bekannt. Die Weinstile, die im Weinbaugebiet Württemberg erzeugt werden, zeichnen sich durch ihre Frische, Säure und Fruchtigkeit aus.
Das Weinbaugebiet Württemberg ist bekannt für seine große Bandbreite an Weinstilen, die alle ein einzigartiges Geschmacksprofil und einen eigenen Charakter aufweisen. Das besondere Klima, die Bodenarten und die Rebsorten der Region tragen zur Entstehung dieser vielfältigen und hochwertigen Weine bei. In diesem Abschnitt werden wir einige der beliebtesten Weinstile aus dem Weinbaugebiet Württemberg vorstellen.
Rotweine
Das Weinbaugebiet Württemberg ist vor allem für seine Rotweine bekannt, die häufig aus Rebsorten wie Trollinger, Lemberger und Spätburgunder hergestellt werden. Trollinger ist eine Rebsorte, die nur in dieser Region vorkommt und für ihre leichten und fruchtigen Rotweine bekannt ist. Diese Weine werden oft mit einem zarten Kirscharoma und einer leichten Säure beschrieben und eignen sich hervorragend als Begleiter zu leichten Gerichten. Der Lemberger ist eine weitere beliebte Rebsorte in der Region und ergibt mittelkräftige Weine mit tiefroter Farbe und Aromen von Brombeeren und Gewürzen. Der Pinot Noir wird ebenfalls in der Region angebaut und ergibt elegante und komplexe Weine mit Aromen von Kirsche, Himbeere und erdigen Untertönen.
Weißweine
Das Weinbaugebiet Württemberg ist zwar vor allem für seine Rotweine bekannt, produziert aber auch eine Vielzahl von hochwertigen Weißweinen. Die beliebtesten Rebsorten für Weißweine in der Region sind Riesling, Silvaner und Kerner. Riesling ist eine Rebsorte, die in ganz Deutschland angebaut wird und eine Reihe von Weinen von trocken bis süß hervorbringt. In der Weinregion Württemberg werden Riesling-Weine oft als säurebetont beschrieben, mit Aromen von Zitrusfrüchten und grünem Apfel. Silvaner ist eine Rebsorte, die häufig zur Herstellung trockener Weißweine mit Aromen von Birne und Mineralität verwendet wird. Kerner ist eine relativ neue Rebsorte, die durch Kreuzung von Riesling und Trollinger entstanden ist. Weine aus Kerner-Trauben werden oft als blumig beschrieben, mit Aromen von Aprikose und Pfirsich.
Rosé-Weine
Das Weinbaugebiet Württemberg produziert auch eine Reihe von Roséweinen, die oft aus Rebsorten wie Trollinger und Spätburgunder hergestellt werden. Diese Weine sind für ihren leichten, erfrischenden Charakter bekannt und eignen sich perfekt für warmes Wetter. Roséweine aus der Region werden oft mit Aromen von Erdbeeren und Himbeeren beschrieben, mit einem leicht süßen und fruchtigen Geschmacksprofil.
Schaumweine
Schließlich ist das Weinbaugebiet Württemberg auch für die Herstellung hochwertiger Schaumweine bekannt. Diese Weine werden häufig nach der traditionellen Methode hergestellt, bei der eine zweite Gärung in der Flasche stattfindet. Sekt aus dem Weinbaugebiet Württemberg wird oft als fein und anhaltend moussierend beschrieben, mit Aromen von grünem Apfel und Zitrusfrüchten.
Weingut Graf Adelmann - Tradition in historischen Mauern: Auf der Burg Schaubeck thront eines der renommiertesten Weingüter Württembergs. Das Weingut Graf Adelmann verbindet jahrhundertealte Weinbautradition mit modernem Qualitätsstreben. Besonders die Rotweine des Hauses genießen einen exzellenten Ruf: Der Lemberger "Grafen" zählt zu den Ikonen der Region, während die Spätburgunder durch ihre burgundische Finesse bestechen. Die historischen Gewölbekeller bieten dabei die perfekte Umgebung für den behutsamen Ausbau der Weine.
Weingut Knauß - Botschafter des Trollingers: Die Familie Knauß hat sich der Perfektion des Trollingers verschrieben. In den Steillagen des Remstals entstehen charaktervolle Interpretationen dieser württembergischen Leitrebsorte. Mit traditionellem Handwerk und präziser Kellerarbeit gelingt es dem Weingut, die Eigenheiten des Terroirs authentisch in die Flasche zu bringen. Auch die Lemberger des Hauses überzeugen durch ihre würzige Tiefe und elegante Struktur.
Weingut Rainer Schnaitmann - Pionier der Qualitätsrevolution: Rainer Schnaitmann gilt als einer der Innovatoren des württembergischen Weinbaus. Sein kompromissloser Qualitätsanspruch und der Mut zu neuen Wegen haben Maßstäbe gesetzt. Das Portfolio reicht von kristallklaren Rieslingen bis zu international gefeierten Spätburgundern. Besonders die präzise Terroirarbeit und der schonende Ausbau im Keller prägen den unverwechselbaren Stil des Hauses.
Weingut Kistenmacher-Hengerer - Handwerk und Herzblut: In Heilbronn kultiviert die Winzerfamilie ihre Reben mit besonderem Gespür für die Eigenheiten jeder einzelnen Lage. Die Rotweine des Hauses, allen voran Lemberger und Trollinger, bestechen durch ihre Authentizität und Präzision. Die behutsame Vinifikation nach traditionellen Methoden bringt Weine von großer Ausdruckskraft und Lagerfähigkeit hervor.
Weingut Dautel - Vorreiter der Nachhaltigkeit: Die Familie Dautel hat sich nicht nur durch exzellente Weine einen Namen gemacht, sondern auch durch ihr Engagement für nachhaltigen Weinbau. Ihre Lemberger und Spätburgunder zählen zu den Referenzweinen der Region. Mit präziser Lagenarbeit und schonendem Ausbau entstehen hier Weine von großer Authentizität, die das Potenzial der württembergischen Terroirs eindrucksvoll unter Beweis stellen.
Diese Weingüter stehen exemplarisch für die Qualitätsrevolution, die Württemberg in den letzten Jahrzehnten durchlaufen hat. Sie verbinden auf ihre jeweils eigene Art Tradition und Innovation, Handwerk und Moderne.
Spätzle - Das schwäbische Nationalgericht: Was der Pasta für Italien, sind die Spätzle für Württemberg: eine Kunst für sich. Die handgeschabten oder durch den Spätzleshobel gedrückten Teigwaren aus Hartweizengrieß, frischen Eiern und Wasser sind weit mehr als eine simple Beilage. Ihre raue Oberfläche und bissfeste Textur machen sie zum perfekten Begleiter kräftiger Soßen. Ein traditioneller Lemberger mit seiner würzigen Art harmoniert besonders gut mit diesem Klassiker der schwäbischen Küche.
Maultaschen - Das "schwäbische Ravioli": Der Legende nach erfanden findige Mönche die Maultaschen, um in der Fastenzeit das Fleisch vor dem lieben Gott zu verstecken - daher auch der Spitzname "Herrgottsbscheißerle". Die kunstvoll gefalteten Teigtaschen, gefüllt mit einer raffinierten Mischung aus Fleisch, Spinat und Gewürzen, werden traditionell in der Brühe serviert oder auch gebraten. Ein frischer Weißburgunder ergänzt die feinen Aromen der Maultaschen perfekt.
Württemberger Wurstspezialitäten - Handwerk mit Tradition: Die Wurstkultur Württembergs ist legendär. Von der rauchig-deftigen "Roten Wurst" bis zur feinen "Schwarzwurst" reicht die Palette regionaler Spezialitäten. Serviert mit hausgemachtem Kartoffelsalat und einem Glas würzigem Trollinger verkörpern sie die bodenständige Genusskultur der Region. Die Kombination von Wurst und Wein ist hier mehr als nur eine Mahlzeit - sie ist gelebte Tradition.
Kässpätzle - Schwäbischer Soulfood: Wenn sich goldgelb geschmolzener Bergkäse mit knusprig gebratenen Zwiebeln über dampfende Spätzle legt, dann sind es Kässpätzle in ihrer schönsten Form. Dieses herzhaft-cremige Gericht ist der Inbegriff schwäbischen Komforts. Ein charaktervoller Riesling mit lebendiger Säure bildet das perfekte Gegengewicht zu der cremigen Käsenote.
Zwiebelrostbraten - Die Krönung der Fleischküche: Der klassische Zwiebelrostbraten verkörpert schwäbische Kochkunst auf höchstem Niveau. Ein saftig gebratenes Rindersteak wird von einer Flut knuspriger Röstzwiebeln gekrönt, begleitet von handgeschabten Spätzle und einer kräftigen Jus. Zu diesem Festmahl brilliert ein kraftvoller Lemberger Reserve, dessen würzige Struktur die Aromen des Gerichts perfekt ergänzt.
Die Weinregion Württemberg präsentiert sich Besuchern als facettenreiches Reiseziel, wo Weinkultur, Geschichte und Genuss eine perfekte Symbiose eingehen. Das Herzstück des Weintourismus bildet die Württemberger Weinstraße, die sich auf 500 Kilometern durch malerische Weinlandschaften schlängelt.
Das Veranstaltungsjahr beginnt im Frühjahr mit den Jungweinproben, bei denen die Winzer ihre neuen Jahrgänge präsentieren. Ein besonderes Highlight ist das "Tübinger Weinfest" im historischen Stadtkern. Die Sommermonate stehen ganz im Zeichen der traditionellen Weindörfer-Feste, allen voran das "Heilbronner Weindorf" und das "Stuttgarter Weindorf", die jeweils über 100.000 Besucher anziehen.
Besondere Anziehungspunkte sind die historischen Weingüter:
Aktivtouristen schätzen die gut ausgebauten Weinwanderwege:
Eine Besonderheit sind die über 50 Besenwirtschaften, die zeitweise öffnen und authentische schwäbische Küche mit regionalen Weinen verbinden. Die Winzergenossenschaften bieten regelmäßig Kellerführungen und Weinproben an.
Im Herbst locken die Weinlesen-Aktionen, bei denen Besucher selbst Hand anlegen können. Den krönenden Abschluss des Weinjahres bilden die Wengertertage, bei denen die Weingärtner ihre Keller öffnen und zur Verkostung der neuen Jahrgänge einladen.
Das ganze Jahr über bieten die "WeinErlebnisführer" thematische Touren an - von der klassischen Weinprobe bis zur Kombination aus Wanderung und Weinverkostung. Moderne Vinotheken in Stuttgart und Heilbronn ergänzen das Angebot mit zeitgemäßen Verkostungsmöglichkeiten.
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